Abwasser

Referenten:   Markus Bondzio, Thomas Emslander, Jenny Katholy, Sebastian Krüger,
Achille Simo
4. Die Radialsysteme

Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung erging die Auflage, mit dem Bau des Radialsystems III unverzüglich zu beginnen. Dafür werden Mittel in Höhe von 6 Mio. Mark freigegeben. Das Radialsystem umfasst die Friedrichstadt, die Dorotheenstadt, Alt-Cölln und das Tiergartenviertel. Es hat eine Fläche von 390 ha (entspricht 3.900.000 qm oder 3,9 qkm). Nach der Volkszählung von 1875 bestanden dort 3.000 Grundstücke mit 106.361 Einwohnern. Es war das am dichtesten besiedelte Gebiet von Berlin. Am 14. August 1873 erfolgt der erste Spatenstich für den Bau der Kanalisation und des Pumpwerks III in der Schöneberger Straße, Nähe Hallesches Ufer. 1874 kauft die Stadt die Güter Osdorf und Friederikenhof an, um dort Rieselfelder anzulegen. Noch am Ende des Jahres 1875 beginnt die Beschickung der Rieselfelder mit Abwasser. Im ersten Betriebsjahr wurden 1,2 Mio. cbm Abwasser nach Osdorf und Friederikendorf gefördert. Am 31. Dezember 1876 waren 30,5 km Steinzeugrohre und 8,3 km gemauerte Kanäle gelegt und 1.025 Grundstücke an die Kanalisation angeschlossen. Am 1. Januar 1878 ist das Radialsystem III mit einer Kanallänge von 80 km und 2.415 angeschlossenen Grundstücken fertig gestellt. Dieser Tag gilt als das offizielle Datum der Inbetriebnahme der Berliner Kanalisation. Noch heute, 130 Jahre nach Hobrechts Entwurf, funktionieren die Systeme einwandfrei, und alle seitdem entstandenen Erweiterungen bauen auf diesem Schema auf oder nutzen seine Grundzüge.


Inhaltsverzeichnis

  1.   Einleitung
  2.   Historischer Hintergrund
in Europa/Berlin
  3.   Vorschläge zur Lösung
der Abwasserfrage
  4.   Die Radialsysteme
  5.   Das Berliner Kanalsystem
  6.   Das Berliner Abwassersysteme
im Schema
  7.   Klärwerk Ruhleben
  8.   Systemanalyse
  9.   Fazit
10.   Quellen
Übersichtsplan Kanalisation von Berlin Abb. 12
Übersichtsplan Kanalisation von Berlin

Quelle: H. Tepasse, Stadttechnik im Städtebau
Übersichtsplan Kanalisation von Berlin
Abb. 13
Übersichtsplan Kanalisation von Berlin

Quelle: H. Tepasse, Stadttechnik im Städtebau


5. Die Berliner Kanalisation


5.1 Das Mischsystem

Beim Bau der Kanalisation entschied sich die Kommission für das sogenannte Mischsystem dessen Vorteile zur damaligen Zeit zu überzeugen wussten. Der größte Vorteil lag eindeutig im geringeren Kostenaufwand, welcher auf die Bauherren umgeschlagen wurde. Die Zusammenführung von Schmutzwasser aus Haushalten und Fabriken und dem Oberflächenwasser der Niederschläge etc. sollte in einem Kanalsystem vereinigt und abtransportiert werden.

Durch die Zusammenlegung von Schmutz- und Regenwasser wurde auch die Reinigung und Spülung der Rohre gewährleistet, da bei starken Regenfällen die abgelagerten Stoffe mit fortgespült wurden. Da das Mischsystem innerhalb des städtischen Raums von Groß-Berlin verlegt wurde, war es auch sinnvoller, sich auf ein Kanalsystem zu einigen, da sich die Ausdehnung der Bauarbeiten nicht allzu weit erstrecken sollte und es innerhalb der Stadt nur sehr geringen Platz zum Verlegen der Rohrsysteme gab. Eine Überschneidung mit den Tunnelsystemen der U-Bahn sollte verhindert werden.

Abb. 14
Kanalmischsystem

Quelle: Informationsbroschüre zum Klärwerk Ruhleben, Berliner Wasserbetriebe
Kanalmischsystem


5.2 Das Trennsystem

Die Installation des Trennsystems für Schmutz - und Regenwasser erfolgte nach der Fertigstellung des Kanalsystems innerhalb Groß-Berlins. Da sich die durch die fortgeschrittene Entwicklung im Umgang mit dem Abwasser mehr und mehr herausstellte, dass man das gesammelte Abwasser auch biologisch reinigen sollte, war es nicht mehr rentabel sowohl Abwasser als auch Regenwasser in einem System zu sammeln und abzutransportieren. Nachdem sich die Rieselfelder als bewährte Methode etabliert hatten ging man in der Weiterentwicklung dazu über, die mechanische Reinigung durch Rechenanlagen um eine Komponente zu erweitern. Die biologische Reinigung durch Mikroorganismen, welche den Faulschlamm und andere organische Substanzen zersetzen, wurde erfolgreich in Testversuchen entwickelt und kam flächendeckend zur Anwendung. Durch die Separation der beiden Abwasserarten verringerte sich somit die zu behandelnde Menge an Wasser. Die entstehenden Mehrkosten durch Reinigung des gesamten Abwassers hätten in keiner Relation zum Aufwand gestanden. Von daher wurde ein System entwickelt, welches das Regenwasser separat abtransportiert und kontrolliert in den natürlichen Kreislauf zurückführt ohne es vorher mit dem Abwasser der Haushalte zu vermengen.

Abb. 15
Kanaltrennsystem

Quelle: Informationsbroschüre zum Klärwerk
Ruhleben, Berliner Wasserbetriebe
Kanaltrennsystem


5.3 Verteilung des Rohrnetzes

Beide Formen des Kanalsystems sind für die Stadt Berlin noch im Einsatz. Das Mischsystem erstreckt sich innerhalb des Stadtzentrums und deckt ungefähr ein Viertel der Fläche Berlins. Es wurde hauptsächlich in den Stadtteilen Mitte, Charlottenburg, Friedrichshain-Kreuzberg und Spandau verlegt. Das Trennsystem, welches später installiert wurde erstreckt sich über die restlichen 75 % Berlins.



Abwasser - Inhaltsverzeichnis

  1.   Einleitung
  2.   Historischer Hintergrund
in Europa/Berlin
  3.   Vorschläge zur Lösung
der Abwasserfrage
  4.   Die Radialsysteme
  5.   Das Berliner Kanalsystem
  6.   Das Berliner Abwassersysteme
im Schema
  7.   Klärwerk Ruhleben
  8.   Systemanalyse
  9.   Fazit
10.   Quellen



Abb. 16
Verteilung der Kanalsysteme

Quelle: Berliner Wasserbetriebe
Verteilung der Kanalsysteme